Der Trainingsraum
Das Konzept ist eine Methode zum geregelten Umgang mit Unterrichtsstörungen. Das Trainingsraummodell beruht auf dem Werk von William T. Powers (1973,1997). Für weitere Informationen siehe: Heidrun Bründel und Erika Simon: dieTrainingsraummethode.
Es dient dazu:
bei Unterrichtsstörungen möglichst schnell und nachhaltig wieder eine geordnete Unterrichtssituation herzustellen, die allen Schülerinnen und Schülern das Lernen und den Lehrerinnen und Lehrern das Unterrichten in ruhiger Umgebung ermöglicht.
störende Schülerinnen und Schüler bei der Bewusstmachung ihrer Verhaltensziele und bei der Entwicklung von Handlungsalternativen zu unterstützen, um langfristig angemessene Verhaltensweisen aufzubauen und zu festigen.
die Fertigkeit, eigenes Handeln zu reflektieren, zu steuern und Regeln einzuhalten, zu trainieren.
I. Leitgedanken
- Jedes Kind, jede Lehrerin und Lehrer hat das Recht auf ungestörten Unterricht.
- Störende Kinder haben die Chance ihr Verhalten zu reflektieren und erhalten die Möglichkeit Handlungsstrategien für angemessenes Verhalten zu entwickeln.
- Wir gehen respektvoll miteinander um und achten unsere Rechte.
II. Praxis
Alle Beteiligten werden über die Klassenregeln und über das Trainingsraummodell (TR) informiert.
Im Falle einer Störung wird mit der Schülerin/ dem Schüler nach einem feststehenden Ritual ein Kurzdialog geführt. Hierbei muss die Schülerin/ der Schüler die Entscheidung treffen, sich ab jetzt an die Regeln zu halten und somit im Klassenverband zu verbleiben oder gleich in den Trainingsraum zu gehen. Diese Entscheidungsfrage ist verbunden mit der ersten Ermahnung zu angemessenem Verhalten und wird protokolliert. Die Ermahnung und folgende Konsequenzen gelten für eine Unterrichtsstunde bzw. Fachstunde.
Verletzt eine Schülerin/ ein Schüler eine der Regeln ein zweites Mal, wird sie/ er darauf hingewiesen, dass sie/ er mit ihrem / seinem Verhalten für den Trainingsraum entschieden und diesen unverzüglich aufzusuchen hat. Die Schülerin/ der Schüler verlässt den Klassenraum mit einem Infoblatt über die Art der Störungen (Laufzettel) und begibt sich in den Trainingsraum.
Im Trainingsraum erfolgt ein Gespräch zwischen der TR-Lehrkraft und der Schülerin/ dem Schüler. Im Anschluss erstellt die Schülerin/ der Schüler einen Rückkehrplan in schriftlicher Form, in dem das erwünschte Verhalten, das tatsächliche Verhalten, die Regelverletzung und der Grund dafür sowie das Aufzeigen einer angemessenen Verhaltensweise in gleicher Situation unter Angabe konkreter Hilfestellungen thematisiert wird. Erst nachdem Trainingsraumlehrkraft und die zuständige Lehrkraft mit diesem Plan einverstanden sind, kann die Schülerin/ der Schüler wieder in die Klassengemeinschaft zurückkehren.
Alle TR-Besuche werden schriftlich dokumentiert. Je nach Anzahl der TR-Besuche ergeben sich Maßnahmen, die in den einzelnen Klassenstufen unterschiedlich gestaffelt sind. Sie reichen von Elterngesprächen mit dem Klassenlehrer in der Schule, Beratungen der Eltern durch die Schulische Erziehungshilfe und der Schulsozialarbeit bis zum Ausschluss vom Lernen im Klassenverband
III. Erfahrungswerte aus anderen Schulen, die mit dem Trainingsraum arbeiten:
- Die Kinder kennen die Regeln und wissen um die Konsequenzen.
- Sie entscheiden durch ihr eigenes Verhalten.
- In Gesprächen kann individuell auf die Kinder eingegangen werden.
- Probleme können in Ruhe angesprochen und langfristige Unterstützung kann angeboten werden.
- Alternative Verhaltensmuster können erarbeitet und erworben werden, um zukünftig soziales Miteinander zu verbessern.
- Langfristige und anhaltende Verbesserungen des Schul- und Lernklimas.
- Deutlich geringere Unterrichtsstörungen.
- Zufriedene Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer.
- Einsicht über weitreichende Folgen des Störverhaltens.
- Zeitnaher Kontakt zum Elternhaus und Einbeziehung der Erziehungsberechtigten.
- Verhaltensänderungen und Handlungsalternativen können sich positiv auf den häuslichen Bereich übertragen.
- Konkrete, individuelle, praktische Angebote der Unterstützung bzw. Hilfe zur Selbsthilfe.